Meierei vor 1910

Meiereigenossenschaft Stolk

Was war Hauptstraße 33?

Selbst einem ortsgeschichtlich Unkundigen fällt beim Vorbeifahren an Hauptstraße 33 auf, dass dies große Gebäude kein herkömmliches Wohnhaus ist und obendrein nicht parallel zur Straße liegt. Eine Antwort auf diese beiden Fragen liefert ein Wandteller im Versammlungsraum des Vereinshauses Paleg (s. Foto).

Hier bestand also im gezeichneten Zeitraum eine Meierei, und die Fahrtrichtung des vierspännigen Milchwagens deutet einen Teil des früheren Wegeverlaufes an: Einmal ging es gerade nach Süden an der damals noch richtig zur Straße ausgerichteten Gastwirtschaft Matz (uns besser bekannt als „Eichenhof“) vorbei bis zur Einmündung in „Zum Lüngmoor“ bei den hohen Buchen der späteren Schule; und in gerader Flucht zum Gebäude über den heutigen „Platz am Eichenhof“ in gerader Verlängerung zur „Alte Dorfstraße“; und am westlichen Ende des Gebäudes zweigte ein weiterer Weg rechtwinklig ab zur heutigen Hauptstraße.

Weitaus interessanter ist die Geschichte des Gebäudes, die in unserer Dorfchronik auf sechs Seiten ausführlich dargestellt ist:

1878 erbaut, war die Wassermeierei eine der ältesten im Land und von internationaler Bedeutung; denn Butter wurde in Blechdosen eingelötet und weitgehend nach England verschifft. Aus Dänemark stammte 1889 eine Zentrifuge, die die Leistungsfähigkeit der Meierei steigerte. Viele Bauern in Stolk erhöhten daraufhin ihren Milchviehbestand, und auch aus Böklund, Süderfahrenstedt, Klappholz, Idstedt und sogar Neuberend wurde Milch nach Stolk angeliefert.

Als um 1900 auch in den Nachbardörfern Meiereien gebaut wurden, beschränkte sich das Einzugsgebiet nur noch auf die eigene Gemarkung bei nahezu gleicher Milchmenge, weil durch Zucht die Kühe inzwischen leistungsfähiger geworden waren.

Um die rasant gestiegene Milchmenge loszuwerden, wurde Milch an die Nestlé AG in Kappeln verkauft. Und noch einmal wurde das Gebäude der Meiereigenossenschaft Stolk weithin bekannt: Als eine der ersten Meiereien deutschlandweit wurde der zuvor auf Dampfbetrieb ausgerichtete Maschinenpark 1933 auf elektrischen Einzelantrieb umgestellt. Im gleichen Zuge wurde das Gebäude modernisiert und zog deshalb Besucher aus ganz Deutschland an.

Die Meierei im Jahr 1963

Am 1. Oktober 1974 stellte die Genossenschaft den Meiereibetrieb ein. Danach kaufte der Kfz-Händler Hans-Heinrich Emcke das Anwesen und baute im rückwärtigen Bereich eine große Montagehalle an. 1982 installierte er am Standort des früheren Riesen-Schornsteins die erste Windkraftanlage in Stolk, die das Rücklaufwasser der Heizung erhitzte und so den Verbrauch von Heizöl senkte.

Ab 1990 mietete die AG Landschaftspflege des Bauernverbandes (Projektleiter war unser damaliger Bürgermeister Peter-Heinz Philipsen) die Halle zur Wartung und Pflege des Maschinenparks. Ab 2009 nutzte eine ortsansässige Dachdeckerei und Zimmerei einige Jahre die Halle, und im ehemaligen Meiereigebäude erinnern sich viele noch an „Agnes‘ Kosmetikstudio und Fußpflege“ in den Jahren 2010 – 2013. Seitdem ist dies markante Gebäude nur noch Wohnung.

Die Meierei im Jahr 2007